Montag, 24. Dezember 2018

Miss Gladys und ihr Astronaut


Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas Major ist am Apparat, gerade auf dem Weg zum Mars.
Er hat sich natürlich verwählt und will am liebsten gleich wieder auflegen. Aber Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Die Mutter tot, der Vater im Gefängnis und dann auch noch Schulden…

Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not.

Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Und Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan.

Die Geschichte ist sehr nett, manchmal witzig, manchmal traurig. Ein bisschen kitschig und klischeehaft, aber schnell und flüssig zu lesen und einfach herzerwärmend.

Ein schöner Zeitvertreib in der Winterzeit – und natürlich mit Happy End! Perfekt für Weihnachten.

Sonntag, 23. Dezember 2018

23. Dezember: Das Verschwinden des Josef Mengele von Olivier Guez


1949 flüchtet Josef Mengele - der Lagerarzt, der menschenverachtende Experimente in Konzentrationslager Auschwitz durchführte - nach Argentinien. 
In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk von Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf.

Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf.

Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt.

Erst 1979, nach dreißig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand.

Dieser Tatsachenroman von Olivier Guez, der in Frankreich sofort zum Sensationsbesteller wurde, liest sich wie ein rasanter Politthriller und wahrt zugleich die notwendige Distanz.

Für mich war das Thema, was aus den „hohen Tieren“ der Nationalsozialisten nach dem Krieg geschah, Neuland. Erstaunlich finde ich, dass es doch so viele Menschen gab, die die Gräultaten, die sie gemacht haben, überhaupt nicht bereuen.

Historisch interessant, mit einer anspruchsvollen Schreibweise und durchaus lesenswert. Wenn man erstmal drin ist, hört man gar nicht auf zu lesen!

VIB 2018!!!

Samstag, 22. Dezember 2018

22. Dezember: Tage mit Ora von Michael Kumpfmüller



In seinem neuen Roman erzählt Michael Kumpfmüller von einer Frau und einem Mann, die spontan beschließen, gemeinsam zu verreisen, obwohl sie sich kaum kennen. 
Sie begegnen sich auf einer Hochzeitsparty – und bleiben aneinander hängen: die Kunstschneiderin Ora und der Erzähler des Romans. Beide sind Experten in Liebeskatastrophen und allenfalls gemäßigt optimistisch. Aber sie spüren: Dieser neue Mensch interessiert mich. Da ist etwas, das ich ausprobieren will – mit allen Konsequenzen.

»Tage mit Ora« erzählt davon, wie die beiden sich auf den Weg machen. Zwei Wochen USA, Westküste, mit dem Mietwagen. Die Stationen ihrer Reise sind Orte aus Oras Lieblingssong. Mehr Planung gibt es nicht.

Und eigentlich kann es mit ihnen nichts werden, aber vielleicht ja doch..? Auf dieser Reise wollen sie es versuchen.

Mit Leichtigkeit und Humor führt Kumpfmüller vor, was passiert, wenn zwei Stadtneurotiker Spontanurlaub machen, und sich in fremder Umgebung Schritt für Schritt auf einander einlassen.

Eine Road-Trip-Komödie deren Ausgang offen bleibt und der Leser am Ende selbst entscheiden kann...

Sehr unterhaltsam, witzig und leicht zu lesen - ein perfekter Sommerroman.

Freitag, 21. Dezember 2018

21. Dezember: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß von Manja Präkels



In einem scheinbar idyllischen Dorf in Brandenburg Ende der 80er Jahre schwindet allmählich die DDR, die zuvor überall anwesend war und die Gesellschaft bis ins Private durchdrang.

Doch nach der Wende tauchen zusehends andere Sachen auf, andere Gesinnungen, freiheitliche und auch nazistische. Mimi erlebt dies als Kind, ihre eigene Familie verändert sich, ist plötzlich gespalten. Und ihr Jugendfreund, Oliver, nennt sich plötzlich nicht nur Hitler, sondern agiert auch so. Er befehligt die Dorfnazis, bis die Situation eskaliert…

Manja Präkels beschreibt in ihrem Debütroman den Untergang der DDR und den Aufstieg rechter Gruppen in Brandenburg. In kindlicher Sichtweise erzählt sie wie es dazu kommen konnte, dass rechtes Gedankengut, Wut und Hass in der einst ländlichen Idylle um sich greifen. Wie aus Kinderfreunden Täter werden...


Spätestens nach diesem Buch ist einem klar, dass der Mauerfall und die deutsche Einheit nicht nur Friede Freude Eierkuchen waren - und sind!

Ein krasser Jugendroman! Total spannend und mitreißend.

Unwillkürlich hatte ich das Gefühl, Noah vor diesem Roman schützen zu müssen. Er hat es durchaus in sich! Aber das empfohlene Alter ist ja auch erst ab 16. Bis dahin hat Noah noch vier Jahre Zeit, um dafür reif genug zu werden.

Und wenn es dann soweit ist, fände ich es gut, wenn er es liest, denn das Thema ist immer noch präsent! Deshalb ist es meiner Meinung nach auf jeden Fall auch was für Erwachsene!

Übrigens hat das Buch den deutschen Jugendbuchliteraturpreis 2018, in der Kategorie Jugendbuch, gewonnen. Daraufhin sind die Verkaufszahlen soweit in die Höhe gegangen, dass der Verbrecher Verlag, ein kleiner unabhängiger Verlag, schnell nachdrucken musste.

Donnerstag, 20. Dezember 2018

20. Dezember: Mister Frank und Harald Fry von Rachel Joyce




Mister Frank hat eine besondere Gabe: Er spürt, welche Musik die Menschen brauchen, um glücklich zu werden. Doch eines Tages taucht die Frau in Grün vor Franks Schaufenster auf. Sie ist blass und schön und zerbrechlich…


Doch so sehr Frank sich auch bemüht, er kann einfach nicht hören, welche Musik in ihr klingt…
Ich habe das Buch gelesen weil mich das Thema Gespür für Musik interessiert und weil mir „Die unwahrscheinliche Reise des Harold Fry“ von Joyce sehr gefallen hat.
Mister Frank ist eine ruhige, verträumte Geschichte übers Zuhören, über Liebe und Freundschaft und ganz viel über Musik…
Manchmal ist es ein bisschen kitschig, aber toll, wie anschaulich Rachel Joyce über Musik geschrieben hat – da bekommt man Lust diese Musik zu hören.



„Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten. Ich werde laufen, und Du wirst leben.“

Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Quer durch England bis zu Queenies Hospiz. Eine Reise, in der er Zeit zum Nachdenken hat, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau. Für seinen Sohn. Für sich selbst. Und für uns alle.

Ein ungewöhnlicher Roman über eine ungewöhnliche Pilgerreise dieses Mannes quer durch England, quer durch das Leben, die Gedanken, die Albträume, die ihn plagen und uns nachdenklich stimmen.

Harald Fry hat mir besser gefallen als Mister Frank.

Mittwoch, 19. Dezember 2018

19. Dezember: Das Birnenfeld von Nana Ekvtimishvili




Im Internat für geistig behinderte Kinder in Tbilissi hat das zornige Mädchen Lela die Rolle der Beschützerin übernommen, denn die Lehrerinnen sind mit den „Debilen“ überfordert. Behindert sind die wenigsten Kinder, im Stich gelassen, abgehängt sind sie alle.

So stark Lelas Hass auf den Geschichtslehrer ist, so schwesterlich ist ihr Verhältnis zu Irakli: Sie begleitet ihn in eine Hochhauswohnung in der Nachbarschaft, wo er einmal in der Woche mit seiner Mutter telefonieren darf. Irakli will nicht wahrhaben, was Lela längst weiß: Seine Mutter wird nie zurückkehren.

Dann bekommt Irakli die Chance für ein neues Leben. Ein Ehepaar aus den USA will ihn adoptieren... Doch so einfach ist es nicht, alles hinter sich liegen zu lassen und ein neues Leben anzufangen.

Schonungslos erzählt Ekvtimishvili von einer Gesellschaft der postsowjetischen Zeit in Georgien. Über das Leben von Kindern, die von den Eltern abgeschoben wurden, von Missbrauch, Verwahrlosung, Prostitution und Verlassenheit. Und von dem Versuch aus diesem Leben irgendwie rauszukommen.

Ein tolles Buch, (in einer manchmal radikalen und derben Ausdrucksweise) über ein rebellisches Mädchen in einem Land weit weg vom wohlbehüteten Deutschland...

Trotzdem sind es die gleichen Gefühle, die Mädchen und Frauen, Jungen und Männer haben, wenn sie in der Gesellschaft auf einem Abstellgleis gelandet sind: Wut und Angst und das Bedürfnis nach Geborgenheit.

In Deutschland, in Georgien und überall! Ein VIB 2018!!!

Dienstag, 18. Dezember 2018

18. Dezember: Neujahr von Juli Zeh



Lanzarote am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen.

Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder, einen passablen Job und eine glückliche Beziehung mit seiner Frau.

Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon.

Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier.

Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen – etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens.

Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute...

Ein unheimlich spannender Thriller mit viel psychologischen Tiefgang. Sehr lesenswert.

Montag, 17. Dezember 2018

17.Dezember: Warten auf Bojangles von Oliver Bourdeaut



Sie tanzen zu »Mr. Bojangles«, sie mixen sich Cocktails, gemeinsam mit ihrem Sohn reisen sie in ihr Schloss nach Spanien.

Sie ist charmant und charismatisch, nimmt alle für sich ein mit ihrer extravaganten Art. Georges liebt sie hingebungsvoll, die beiden feiern das Leben, wann immer es geht, denn sie kennen auch seine dunklen Momente...

Georges' schillernde Frau ist manisch-depressiv. Und als diese bittere Wahrheit ihr Paradies zu zerstören droht, entführen Vater und Sohn die Frau, die sie lieben, kurzerhand aus der Psychiatrie.

In einem englischen Oldtimer nehmen sie Kurs auf Spanien, in der Hoffnung, dort so weiterleben zu können wie bisher.

Der Roman ist charmant französisch und lässt sich sehr schnell und leicht lesen – obwohl er auch sehr traurig ist und nachdenklich stimmt.

Sonntag, 16. Dezember 2018

16. Dezember: Die Malerin von Mary Basson



München, 1902: Gegen alle Widerstände will die junge Gabriele Münter Malerin werden.

Sie nimmt Unterricht bei Wassily Kandinsky und verliebt sich in ihn. Sie wird seine Muse, ebenso wie seine Gefährtin auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. 

Doch während Kandinsky schon bald als Meister der Abstraktion und Begründer des Blauen Reiters zu Weltruhm gelangt, ringt Münter zeitlebens mit ihrer Rolle als Frau in der Kunst. Und dann bricht Krieg aus, und ihre Liebe droht tragisch zu scheitern.

Nach der wahren Geschichte der Malerin Gabriele Münter, die mit ihrer Hingabe an die Kunst und an die Liebe allen Gefahren ihrer Zeit trotzte. 

Der Roman ist wirklich toll. Nicht nur interessant, weil ich eine Frau bin und mich für Kunst interessiere. Sondern auch weil es sehr gut geschrieben ist und mich die Geschichte einfach mitgenommen hat. 

Das Buch ist übrigens Band 4 aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“. In der Reihe gibt es noch Romane über Coco Chanel, die Geliebte von Picasso, Klimt, die Tochter von Chagall, von James Joyce, die Tänzerin werden möchte… 

Die würde ich alle gerne lesen!

Samstag, 15. Dezember 2018

15. Dezember: Lincoln im Bardo von George Saunders



Hintergrund: Während des amerikanischen Bürgerkriegs starb Präsident Lincolns Sohn Willi mit elf Jahren. Laut Zeitungsberichten suchte der trauernde Vater damals allein das Grabmal auf, um seinen Sohn nochmal in den Armen zu halten. 

Bei George Saunders wird daraus eine ungewöhnliche Geschichte über Liebe und Verlust. Im Laufe dieser Nacht, in der Abraham Lincoln alleine von seinem Sohn Abschied nimmt, werden Gespenster wach, die Geister der Toten auf dem Friedhof. Willi Lincoln befindet sich im Zwischenreich zwischen Diesseits und Jenseits, in tibetischer Tradition „Bardo“ genannt, und auf dem Friedhof in Georgetown beginnt ein Streit um die Seele des Jungen. 

Das Buch ist sehr ungewöhnlich geschrieben und gewöhnungsbedürftig zu lesen. Saunders lässt nicht Lincoln in der ersten Person erzählen und auch nicht einen Erzähler in der dritten Person. Die Gespräche der Geister sind auch keine „normale“ Dialoge von verschiedenen Personen. 

Vielmehr sind sie wie ein vielstimmiger Chor, ein- bis fünfzeilige Sätze, die mit dem Namen eines Toten signiert sind und Beobachtungen, Aussagen, Gedanken dieses Toten in der ersten Person enthalten und endet schließlich in der Frage: Warum lieben wir überhaupt, wenn wir doch wissen, dass alles zu Ende gehen muss? 

Der Roman lohnt sich! Er ist ungewöhnlich, interessant, anders, aufwühlend. Aber Achtung: sehr anspruchsvoll!


Freitag, 14. Dezember 2018

14. Dezember: Tagebuch von Pia von Luna Darko



Schon lange bevor Pia Tom und Finn kennengelernt hat, hat sie ihre Erfahrungen und Gedanken in ihrem Tagebuch festgehalten.

Auch wenn ihre Welt nie ganz heile war, mit zwölf Jahren ist ihr Leben doch vergleichsweise unbeschwert – ihr Alltag dreht sich um Freundschaft, Liebe und genügend Handy-Guthaben.

Doch je älter sie wird, desto mehr zerplatzen ihre Träume und werden eingeholt von der unbarmherzigen Realität. Um nicht gänzlich daran zu zerbrechen, verschließt Pia sich immer mehr hinter einer kühlen, undurchdringlichen Fassade...

In handschriftlichen Tagebucheinträgen zeichnet die Autorin Luna Darko das Porträt einer ganz persönlichen Jugend, zum himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.

Das Buch ist sehr authentisch geschrieben. Lustig, traurig. Erschreckend und herzerwärmend…

Der Anfang erinnert mich auch an meine Jugend. Und als Mama von zwei Kindern, die kurz vor der Pubertät sind, bin ich sehr neugierig, was heutzutage bei den Jugendlichen so ansteht.

Also: lesenswert vor allem für Mädels mitten in der Pubertät und für Eltern, die sich an ihre Teenager-Zeit erinnern - und dadurch vielleicht auch ein bisschen Verständnis für ihre Kinder bekommen…

Donnerstag, 13. Dezember 2018

13. Dezember: Die Frau, die liebte von Janet Lewis


Als Martin Guerre nach langjähriger, rätselhafter Abwesenheit endlich zu seiner Frau zurückkehrt, ist sie überglücklich.

Acht Jahre lang war sie weder Witwe noch frei, allein mit ihrem Sohn, Haus und Hof. Jetzt ist der wieder da und ganz anders als der Mann, den sie geheiratet hat. Ohne Wut und Sturheit und Aggressivität, mit viel Menschlichkeit, Liebe und Familiensinn.

Alles wendet sich zum Positiven. Das Gut blüht auf, der inzwischen zehnjährige Sohn weicht dem Vater nicht mehr von seiner Seite, die große Familie ist wieder vereint.

Und endlich kann sie sich hingeben, der Liebe, ihrer Sinnlichkeit und seinem Begehren.

Was treibt ihr plötzlich so viel Zweifel ins Herz? Ist der Mann, den sie liebt, wirklich Martin? Hin- und hergerissen zwischen ihrer Sehnsucht nach Zugehörigkeit und einer düsteren Ahnung, entfesselt sie eine richterliche Untersuchung. Ein erbittertes Gerichtsverfahren, das sie jeder Zeit zurücknehmen könnte, gegen den Mann, den sie liebt.

Das Buch ist spannend, mitreisend und so unglaublich!
Immer wieder musste ich den Kopf schütteln. Warum tut sie das? Warum ist Wahrheit so viel wichtiger als ein glückliches Leben?

Als Frau unbedingt lesen! Und auch für Männer sehr lesenswert! VIB 2018

Mittwoch, 12. Dezember 2018

12. Dezember: Die Nachtigall von Kristin Hannah



Zweiter Weltkrieg. Zwei Schwestern und zwei unterschiedliche Lebensweisen im besetzten Frankreich:
Vianne, die Ältere, muss ihren Mann in den Krieg ziehen lassen und wird im Kampf ums Überleben ihrer kleinen Tochter vor furchtbare Entscheidungen gestellt.
Die jüngere, Isabelle, schließt sich der Résistance an. Über den „Pfad der Nachtigall“, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen, führt sie abgeschossene Piloten der Allierten aus Frankreich raus.
Das Buch ist sehr spannend und auch unheimlich traurig. Es ist einfach unerklärlich wie es zu so einem schrecklichen, grausamen Krieg kommen konnte.
Was sind das für Menschen, die den Mord von 6 Millionen Juden als „Endlösung“ ansehen können?
Übrigens beruht der Roman auf einer wahren Geschichte.
Also dreifach lesenswert: spannend, berührend und authentisch.
Ein schöner Schinken für lange Nächte.

Dienstag, 11. Dezember 2018

11. Dezember: Unter der Drachenwand von Arno Geiger



Veit Kolbe ist Soldat, in Russland verwundet und verbringt unter Rekonvaleszenz ein paar Monate am Mondsee – unter der Drachenwand. Dort trifft er zwei junge Frauen. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist die Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende geht und irgendwann wieder das Leben beginnt.

Doch wie lang dauert es noch und was wird aus dem Leben danach? Die Schrecken des Krieges sitzen tief und suchen ihn als Panikattacken heim, immer überschattet von einer eventuell erneuten Einberufung in den Krieg.

Nur Margot und Pervitin, ein gängiges Methamphetamin im dritten Reich, helfen ihm, überhaupt so etwas wie ein "normales" Leben zu führen.

Arno Geiger erzählt von der seltsamen Normalität nach dem 2. Weltkrieg. Vom seinem opportunistische Onkel, dem "Brasilianer", der von der Rückkehr nach Rio de Janeiro träumt. Und von Veits Alpträumen, von seiner persönliche Verarbeitung dieser traumatischen Erlebnisse im Krieg – und von der Liebe.

Ein toller Roman über die (Nach-)Kriegszeit. Ich habe viel über den 2.Weltkrieg gelesen, aber über das Thema Verarbeitung traumatischer Erlebnisse, noch nicht. 


Höchste Zeit!

Montag, 10. Dezember 2018

10. Dezember: Bühlerhöhe von Brigitte Glaser


Hintergrund der jungen Bundesrepublikspannend erzählt und auf wahren historischen 

Ereignissen beruhend. Deutschland 1952: Der zweite Weltkrieg ist vorbei, Konrad Adenauer ist erster Bundeskanzler und Deutschland blickt nach vorne.

Rosa Silbermann reist mit einem geheimen Auftrag in das Nobelhotel Bühlerhöhe. Sie soll Bundeskanzler Konrad Adenauer schützen. Sie ist in den dreißiger Jahren aus Köln nach Palästina emigriert und arbeitet nun für den israelischen Geheimdienst. Sie soll verhindern, das Adenauer einen Attentat zum Opfer fällt.

Ihre Gegenspielerin ist die misstrauische Hausdame Sophie Reisacher, die ihre Heimatstadt Straßburg verlassen musste und für den gesellschaftlichen Aufstieg alles geben würde. Und immer wieder setzt sie auf die falschen Personen...
Der Roman ist ein interessanter und spannender Polit-Thriller.
Für mich war es ein bisschen kompliziert. Die Geschichte ist in zwei Handlungssträngen aufgebaut und sehr spannend. Doch so viele Details und Indizien kann ich mir nicht merken. Dafür ist mein Gehirn nach der OP nicht mehr fähig. Ich konnte also nicht miträtseln.
Ich habe das Buch trotzdem gerne gelesen, weil es mit dem Hintergrund der Adenauerzeit politisch interessant war und sehr spannend geschrieben ist.
Wer Thriller mag und sich für deutsche Geschichte interessiert wird begeistert sein.

Sonntag, 9. Dezember 2018

9. Dezember: Wir sehen uns am Meer von Dorit Rabinyan


Liat ist Israelin und
verbringt eine kurze Zeit in New York. Chilmi ist Palästinenser und lebt als Maler schon länger in den USA. Durch Zufall treffen sie sich und eine große Liebe entfacht.

Ein ganz besondere Liebe, eine stürmische, glühende Liebe. Eine palästinensische-israelische Liebe auf „neutralem“ Boden und eine Liebe auf Zeit, denn Liat hat ihre Abreise schon geplant.

Und je näher sie rückt, desto mehr Konflikte entstehen, denn beide stehen zu ihren Völkern.

Dorit Rabinyan ist es gelungen, sehr einfühlsam und verständlich beide Seiten des Nahost-Konflikts zu schildern: Israels Wille sich gegen die Nachbarstaaten zu behaupten und Palästinas verzweifelte Idee eines zweigeteilten Staats.

Eine wunderbare, melancholische Liebesgeschichte mit aktuellem politischem Hintergrund, die wieder einmal zeigt: egal wie stark die Liebe ist, es ist nicht immer so leicht sie wirklich leben zu können.

„Warum mussten ausgerechnet wir beide, die wir uns doch so nahe waren und uns liebten, immer wieder dort scheitern, wo die ganze Welt seit Jahren ebenfalls scheitert?“

Romantisch, tiefgründig, politisch und immer noch aktuell, obwohl es im Jahr 2003 spielt. (Deutsche Erstausgabe 2016, Taschenbuch 2018)
Für mich ist es ein ganz klares VIB! Die Love-Story 2018!!!

Übrigens löste das Buch in Israel einen kleinen Skandal aus: 2015 landete es auf einer Vorschlagsliste für den Gymnasien-Lehrplan und wurde daraufhin vom israelischen Bildungsministerium als Schullektüre verboten!!! Die Begründung war, die Liebesgeschichte ermutige zu Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden, und das würde die israelische Identität beschädigen.

Daraufhin hat sich das Buch umso besser verkauft.

Samstag, 8. Dezember 2018

8. Dezember: Der Pfau von Isabel Bogdan



Lord und Lady McIntosh bewohnen in den schottischen Highlands ein altes Herrenhaus, das reichlich Platz zur Vermietung einiger Zimmer und Nebengebäude hat.

Bestens geeignet für Feriengäste, die besonders viel Ruhe, Natur und Abgeschiedenheit brauchen.

Für ein verlängertes Wochenende kündigt sich die Investmentabteilung einer Londoner Privatbank zu einem Team-Building-Seminar an.

Aber mit Team-Building und Ruhe hat das sehr bald nichts mehr zu tun und alle haben sich dieses Wochenende anders vorgestellt. Denn einer der wunderschönen Pfauen, die auf dem Gelände der McIntoshs als Attraktion hausen, ist verrückt geworden...

Und ein unerwarteter Wintereinbruch sorgt dafür, dass nichts mehr so läuft wie geplant.

Das Buch war lange auf den Spiegel Bestseller-Listen, sowohl als Hardcover als auch als Taschenbuch. Irgendwann hat es mich dann doch neugierig gemacht... Und siehe da:

Das Buch ist witzig, schnell und leicht zu lesen. Kurz und prägnant. 

Very british! Very nice!

Freitag, 7. Dezember 2018

7. Dezember: Stoner und Nichts als die Nacht



Arthur Maxley ist 24 Jahre alt
, gibt vor zu studieren, führt aber das Leben eines Müßiggängers, finanziert vom regelmäßigen Scheck seines Vaters.

Doch genießt er das Nichtstun nicht, sondern leidet am Leben selbst. Seit einem traumatischen Erlebnis in seiner Kindheit meidet Arthur den Kontakt zu seinem Vater, hat kaum Freundschaften - und oft greift er zum Alkohol, um die Erinnerungen los zu werden.

In seinem Debütroman erzählt John Williams, der erst später durch seinen Roman „Stoner“ bekannt wurde, von zwölf Stunden des Protagonisten voller Unruhe, Angst und Raserei, durchzogen von wirren Träumen, Visionen und Erinnerungen.

Der Roman ist subjektiv, emotional, verwirrend und überhaupt nicht positiv.

Kein Wunder, dass er erst mit „Stoner“, einem klar und präzise geschriebenen Roman den Durchbruch geschafft hat.



Deshalb meine Empfehlung für „Stoner“: die tragische Geschichte eines Professors. Eine grausame Ehefrau, ein erbitterter Streit um seine Karriere und die kurze Begegnung mit einer Studentin, mit der er doch noch die Liebe kennenlernt.

Interessant, spannend und berührend.

Das Buch „Stoner“ lohnt sich wirklich!

Donnerstag, 6. Dezember 2018

6.Dezember: Die unsterbliche Familie Salz



Reich an Glanz und voller dunkler Seiten ist die Geschichte der außergewöhnlichen Familie Salz.

Sie beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts. In den Vierzigerjahren muss sich Lola Salz auf eine Odyssee quer durch das Deutsche Reich begeben.

Das Leben mit ihr beschreibt Tochter Aveline in den 60ern als Horror. Kurt Salz ist 1989 Teil einer herrlichen Wendekomödie, seine Tochter Emma Salz sucht 2015 detektivisch nach ihrem Schatten und der Wahrheit.

Stets im Zentrum: das prächtige Hotel ›Fürstenhof‹ in Leipzig, Zuhause und Existenzgrundlage der Familie Salz – und die Frage: welche Schatten werfen wir auf die Generationen nach uns?

Der Wechsel der Erzählperspektiven geben der Geschichte Spannung und Dynamik und ermöglichen die Fokussierung auf jeweils ein Familienmitglied, nämlich das jeweils erzählende, auch wenn Lola Salz in jedem der Abschnitte eine entscheidende Rolle spielt.

Mich hat das Mysterium der Schatten, die immer wieder auftauchen, ein bisschen an Isabelle Allende erinnert, die mit dem „Geisterhaus“ eine Verfechterin des Magischen Realismus ist.

Ein bisschen Mysterium hat auch die unsterbliche Familie Salz, was den Roman sehr charmant und lesenswert macht.

Mittwoch, 5. Dezember 2018

5.Dezember: Töchter



Martha und Betty kennen sich seit zwanzig Jahren und keine ist so richtig glücklich mit sich. Martha hat drei erfolglose Schwangerschaften hinter sich und Betty knabbert immer noch an ihrem neuen Roman. Was sie verbindet ist das jeweils nicht gelöste Vater-Problem. Marthas Vater war nie für sie da, Bettys Vater hat sich früh aus dem Staub gemacht.

Doch dann ruft plötzlich Marthas todkranker Vater an und bitte sie um Sterbehilfe. Und alles kommt ganz anders als geplant...

Mit Humor und Sarkasmus erzählt Lucy Fricke von zwei Frauen in der Mitte ihres Lebens, von Vätern, die zu früh verschwinden, und von einer Reise durch die Schweiz und Italien, bis nach Griechenland. Immer tiefer in die eigene Geschichte und Vergangenheit der beiden Freundinnen.

Ein modernes Roadmovie, von zwei Frauen, die nicht nur Töchter von schwierigen Vätern - sondern vor allem auch Freundinnen sind.

Das Buch kann man in einem Rutsch lesen. Es ist witzig und komisch, aber auch tiefgründig und hat mich auch ganz schön nachdenklich gestimmt.


Schließlich sind sie auch in meinem Alter.

Dienstag, 4. Dezember 2018

4. Dezember: Herz auf Eis



Louise und Ludovic sind jung und verliebt und haben alles was sie brauchen. Doch ihr Pariser Leben langweilt sie, also nehmen sie ein Sabbatjahr und umsegeln die Welt. 

Doch was als "kleiner Ausbruch" aus dem Alltagsleben gedacht war, mündet urplötzlich in einem Kampf ums Überleben und in einem psychologischen Drama zwischen den Partnern.

Bei einem Ausflug auf eine unbewohnte Insel reißt ein Sturm ihre Jacht mit sich fort - und damit die Verbindung zur Außenwelt. Ein Kampf gegen Hunger und Kälte, gegen Schuldzuweisung und Verzweiflung entsteht.

Nicht weniger aufreibend ist das psychologische Drama, das sich zwischen den Partnern entsteht. Wer trägt die Schuld an der Misere? Wer behält die Nerven und trifft die richtigen Entscheidungen? Und was wird aus der Liebe, wenn es ums nackte Überleben geht?

Der Roman ist eine moderne Robinson-Crusoe-Geschichte. Der Kampf ums Überleben und gegen die Einsamkeit. Dazu kommt aber auch noch die schonungslose Frage, was ist stärker: die Liebe oder der Wille zu überleben?


Ein tolles Buch: kurz, prägnant und unheimlich spannend.

Mich hat das Buch auch ganz schön aufgewühlt. Für was würde ich mich wohl entscheiden? Die Antwort will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. 

Und du?

Also auf jeden Fall ein VIB 2018: Very important Book!!!

(Übrigens weiß die Autorin sehr genau wovon sie spricht. Im Jahr 1991 umsegelte sie im Rahmen einer Regatta als erste Frau allein die Welt, und in den Folgejahren wäre sie bei zwei Havarien beinahe ums Leben gekommen.)


Und so funktioniert mein Literatur-Adventskalender...

Ich stelle euch jeden Tag ein Buch vor, das ist gerne gelesen habe und auch weiter empfehlen kann.

Manche fand ich ganz toll, manche weniger, aber doch lesenswert. Zwei Jugendbücher, die ich auch für Erwachsene gut finde. Ein paar anspruchsvolle, aber auch welche, die sehr leicht und schnell zu lesen sind. (Da ich jetzt erst am 4.12. starte, setze ich einfach die drei Bücher, die mir am wenigsten gefallen haben aus.)

Ein paar Bücher finde ich besonders gut. Interessante Themen, gut geschrieben und mit Gedanken, die bleiben. Diesen Büchern habe ich das "VIB" vergeben: Very Importent Book.

Noch etwas ist mir wichtig zu erwähnen. Ich habe es nicht geschafft für jedes Buch eine eigene Rezension zu schreiben. Deshalb habe ich für den Inhalt des Buches oft einfach die Klappen-Texte der Bücher oder kurze Teile/Sätze von Amazon-Bewertungen übernommen, gekürzt oder umformuliert.

Da es aber sehr wenig ist, was ich "abgeschrieben" habe, sehe ich darin keine Verletzung des Urheberrechts.

Selbstverständlich schreibe ich dann immer dazu, wie ich es finde, weshalb es mir gefallen hat und wem ich es empfehlen kann.

Ich würde mich soooooo freuen, wenn es euch gefällt und überhaupt wenn es viele lesen!!!!

Post-Türchen auf: Bücher-Tipps lesen

Hallihallo,

Der Start mit einem Adventskalender ist zwar ein bisschen spät, trotzdem versuch ich es jetzt einfach mit einem zweiten Blog.

In meinem Blog findet man nämlich meinen Literatur-Adventskalender nicht so leicht, denn er heißt: "The Life of Maria M. - die unerträglichen Leiden der Maria M.".

Also versuche ich es jetzt mit einem neuen Blog mit dem Namen "Adventskalender", in dem es nur um Bücher geht.

Ich stelle euch einfach jeden Tag eine Buch vor, das ich gerne gelesen habe und euch empfehlen kann.

Vielleicht finde ich somit mehr Leser, die sich vor allem über Bücher interessieren. Außerdem habe ich dann in meinem "alten" Blog noch die Möglichkeit über dies und das zu schreiben, so wie ich es bisher immer mache.

Wer mich kennenlernen will, kann ja mal in meinem anderen Blog vorbei schauen:

tagebuchmariam.blogspot.com